Milliardenschäden durch Unfallbetrug bei der Autoversicherung
Jeden Tag gibt es auf deutschen Straßen absichtlich herbeigeführte Unfälle, um bei der Autoversicherung abzukassieren. Die Opfer merken oft gar nicht, dass Absicht im Spiel war. Denn versicherte Unfallbetrüger gehen so professionell vor, dass sie in der Regel nicht auffliegen. Daher kann auch nicht genau gesagt werden, wie viele Unfälle auf diese Weise verursacht werden.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) geht aber davon aus, dass mittlerweile jeder zehnte Blechschaden provoziert wird. Für die Versicherer bedeutet das einen jährlichen Schaden von etwa zwei Milliarden Euro. Diese Summe allein zeigt schon, wie lukrativ Unfallbetrug für die Täter ist. Und wie leicht sich damit Geld „verdienen“ lässt, zeigt die weitere Vorgehensweise nach einem Unfall. Denn dann fordern sie in einer Fachwerkstatt ein Gutachten für die Reparatur ihres Fahrzeugs an und lassen sich diesen Betrag in der Folge von der Versicherung des Opfers auszahlen.
Diese Form des Schadenersatzes ist rechtlich erlaubt und wird als fiktive Abrechnung bezeichnet. Das bedeutet, dass der Fahrzeughalter, in diesem Fall der Betrüger, das ausgezahlte Geld nicht für die Reparatur in einer Fachwerkstatt verwenden muss, sondern den Wagen auch für weniger Geld ausbessern darf. Das übrige Geld ist somit der Gewinn des Unfallbetrügers. Da jedoch diese kriminelle Energie nach der ersten Schadensregulierung durch die Autoversicherung des Gegners zumeist nicht abebbt, bauen die Täter mit dem notdürftig hergerichteten Auto zeitnah schon den nächsten Unfall.
Beliebte Tatorte für Unfallbetrüger
Für den Unfallbetrug such sich die Täter oft Stellen aus, die einer glaubwürdigen Version entsprechen. Besonders beliebt sind hierfür Rechts-vor-links-Kreuzungen oder Stellen, wo zwei Fahrstreifen sich zu einer Spur verengen. Auf Platz eins bei der Tatortwahl stehen aber wohl die Parkplätze, wo die Opfer beim Ausparken in die Falle gelockt werden. Beispielsweise in dem die Betrüger durch Lichthupe signalisieren, dass sie dem ausgewählten Opfer den Weg zum Ausparken ermöglichen, dann aber doch Gas geben und es zum Zusammenstoß kommt.
Egal wie und wo, typisch für einen provozierten Unfall ist, dass sich die Opfer nicht erklären können, woher das andere Auto so plötzlich aufgetaucht ist. Da der andere Fahrer Vorfahrt hatte, suchen die Opfer den Fehler meist bei sich selbst und kommen nur selten auf den Gedanken, dass es sich um einen Unfallbetrug handeln könnte. In der Regel können aber einige Indizien dafür sprechen.
So zum Beispiel, wenn bei einem angezeigten Spurwechsel das hinter einem fahrende Auto erst langsam fährt, dann aber plötzlich die Geschwindigkeit erhöht und den eigenen Wagen am Heck erwischt. Das gleiche gilt umgekehrt, wenn der vorausfahrende Wagen bei einer auf Gelb springenden Ampel abrupt eine Vollbremsung hinlegt und damit ein Zusammenstoß unvermeidlich ist.
Richtig handeln bei Verdacht auf Unfallbetrug
Sollte der Verdacht bestehen, dass es sich um einen Unfallbetrug handelt, ist es unbedingt notwendig, die Polizei zu rufen. Zwar sind die Beamten bei kleineren Blechschäden nicht zur Unfallaufnahme verpflichtet, da es sich hierbei aber um einen Verdacht des Versicherungsbetrugs handelt, der eine Straftat darstellt, ist ihr Einsatz geboten. In der Regel nehmen die Polizisten dann die Personalien der Unfallbeteiligten auf, sind jedoch nicht für die Schadenersatzansprüche zuständig. Zudem sichern sie nur dann Unfallspuren, wenn ein begründeter Verdacht auf eine Straftat besteht. Aus diesem Grund ist es immer wichtig eigene Fotos von der Unfallstelle zu machen. Diese sollten aus verschiedenen Perspektiven entstehen und auch Bremsspuren sowie die Position von abgebrochenen Autoteilen auf der Fahrbahn enthalten. Auch ist es sinnvoll eine Unfallskizze anzufertigen. Des Weiteren sollte nie ein Schuldanerkenntnis gegeben werden, da dieses immer zu Problemen mit dem Versicherer führen kann.
Wenn der Verdacht besteht, Opfer eines Unfallbetrügers geworden zu sein, ist es zudem wichtig, dass der eigenen Autoversicherung zu melden. Da viele Versicherer dafür eigens eine Betrugsabteilung eingerichtet haben, können und werden sie der Sache nachgehen.